14.4.2021


Patinachallenge

Museen haben die Aufgabe, Kulturgut zu bewahren. Oft kommen Objekte aber schon mit Schäden in die Sammlung oder es gibt Verfallsprozesse, die sich gar nicht aufhalten lassen. Eine Patina ist auch immer Zeuge der Geschichte des Objekts und ist Teil davon. So entfernt man eine Patina in der Regel nicht, sofern sie das Objekt nicht schädigt. Im Archälogischen Park Cambodunum (APC) finden sich viele Objekt mir einer reizvollen Patina. Ein besonderes "Schwergewicht" stellen wir in diesem Blogbeitrag vor.

Fundstück aus Cambodunum: Merkur in Form eines Laufgewichts (Mitte 1. Jh. n. Chr.) aus Bronze und Blei, Foto Sienz

Das ➜ Römer Museum Weißenburg hat uns für die Patina-Challenge des ➜ Historischen Museums Bayreuth nominiert. Die Herausforderung nehmen wir gerne an und schicken sprichwörtlich ein römisches „Schwergewicht“ in den Ring!

Uns vertritt Gott Merkur höchstpersönlich und zwar in Form eines Laufgewichts einer Schnellwaage. Das Fundstück stammt aus der Mitte des 1. Jh. n. Chr. und zeigt die Bedeutung des antiken Cambodunums als Handelsstadt.

Durch den Flügelhelm kann man sofort erkennen, dass es sich um den Götterboten handelt. Als Schutzherr der Händler und Reisenden spielte er im täglichen Leben der Menschen in Cambodunum eine wichtige Rolle und sorgte hoffentlich für satte Gewinne.

Dass unser Merkur ein Schwergewicht ist, liegt an seiner Füllung. Der Kopf wurde aus Bronze gegossen und war innen hohl. Für das notwendige Gewicht wurde flüssiges Blei durch ein Gussloch an der Unterseite in den Kopf gefüllt.

Ganz unbeschadet hat unser Merkur die Zeit nicht überstanden. Patina und sogar Risse über dem linken Auge und auf der linken Wange verleihen ihm aber nur noch mehr Charakter, oder?

Übrigens: Merkur hatte auch eine zwielichtige Seite. Zu "Mercurius" beteten nicht nur Händler und Reisende, sondern auch Begtrüger und Diebe. Das störte ihn aber vermutlich nicht weiter, dagte man ihm doch nach, selbst ein Schlitzohr gewesen zu sein.