21.7.2022


Fundstück: Römisches Fluchtäfelchen

Verwünscht nochmal! Auf den ersten Blick wirkt es recht unscheinbar, das kleine Täfelchen aus Blei mit den eingeritzten Schriftzeichen. Der Text hat es aber in sich …

Auf einem sogenannten Fluchtäfelchen (defixio), verfluchte ein anonymer Einwohner von Cambodunum mit zahlreichen bösen Wünschen seinen Feind Quartus. Die Unterweltsgöttinnen Dea Tacita und Muta sollten grausam sein. Der arme Quartus sollte verstummen, wie eine gehetzte Maus herumirren, …

Warum ein ehemaliger Bewohner der antiken Stadt auf einen solchen eigentlich verbotenen Schadenszauber zurückgriff, wissen wir heute nicht mehr. Sollte ein Gegner bei einem Gerichtsprozess mit göttlicher Hilfe zum Schweigen gebracht werden? Der Vergleich mit anderen Fluchtäfelchen aus dem römischen Reich deutet darauf hin.

Das Geheimnis, worum es letztendlich ging, wer Kläger oder Opfer waren und wie alles endete, das ist im Dunkel der Zeit verloren gegangen.

Fakten:
Das Fluchtäfelchen aus Blei wurde 1953 im Bereich der Insula (röm. Wohnblock) 6 gefunden. Mörtelreste am Fundstück lassen vermuten, dass es in einem Gebäude vermauert war. Vermutlich wurde es dort heimlich versteckt, um seine schädliche Wirkung auf den Verfluchten zu tun.

Übrigens:
Nicht nur Prozessgegner wurde in der römischen Antike verflucht. Auch die Opfer von Dieben und Betrügern versuchten sich mit solchen Fluchtäfelchen zu helfen. Die Übeltäter sollten mit göttlicher Hilfe überführt werden, oder man wollte sich an ihnen rächen.

Heute ist eine Replik in der Ausstellung ➜ Um Gottes Willen: Die Tempel von Cambodunum – neu entdeckt! im Tempelbezirk des Archäologischen Park Cambodunum zu sehen.