4.10.2022
Geweihte Orte in Cambodunum
Ein Blick auf Cambodunum um 100 n. Chr. zeigt: Der Gallorömische Tempelbezirk war nur einer von vielen Orten in der Römerstadt, an denen Religion und Glauben praktiziert wurden.
Der zentral gelegene, große Kultbezirk und der Forumstempel dienten vermutlich dem Staats- und Kaiserkult.
Die private Kultausübung und die Verehrung lokaler Gottheiten fanden dagegen in kleineren Tempeln am Rande der Stadt und im Gallorömischen Tempelbezirk statt. Hier verschmolzen einheimisch-keltische mit „importierten“ römischen Glaubensvorstellungen. So gab es Tempel für den römischen Herkules ebenso wie für die keltische Epona.
Archäologische Funde, wie Amulette und Götterstatuetten aus den Wohnbauten von Cambodunum, beweisen außerdem, dass Kult und Religion auch bei den Menschen zuhause allgegenwärtig waren. Und obwohl es offiziell verboten war, wurden Mitmenschen mit Flüchen und Schadenszaubern belegt.
Die südliche Vorstadt von Cambodunum war ein Handwerkerviertel mit Ziegeleien und Töpfereien. Auch dort fanden sich bei Ausgrabungen in den 1930er-Jahren Hinweise auf ein Heiligtum:
Das freistehende Gebäude hat den Grundriss eines typisch römischen Podiumstempels.
Zudem waren Gräber Orte für Kult und Glauben. Nach römischem Brauch lagen sie an großen Straßen außerhalb der Stadt. Bei Begräbnissen und an jährlichen Festtagen fanden hier Kulthandlungen für die Ahnen und die Totengötter statt.
Auch Flüsse, Quellen und andere Gewässer hatten für die Menschen der Antike eine besondere Bedeutung. Sie waren wichtige Verkehrswege und natürliche Grenzen zugleich.
Große Flüsse, wie Rhein und Donau, wurden in römischer Zeit sogar als Gottheiten verehrt. Oft finden sich an Flussübergängen und Brücken Weihegaben, wie zum Beispiel Münzen.
Cambodunum lag an der Iller. Auch hier an der Illerbrücke könnten Kulthandlungen stattgefunden haben.
Tipp!
Noch viel mehr rund um die Glaubenswelt der Menschen in Cambodunum erfahren Sie in unserer neuen Dauerausstellung ➜ Um Gottes Willen: Die Tempel von Cambodunum – neu entdeckt.
Bilder
Rekonstruktionszeichnungen: Roger Mayrock